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Blähungen
Sie sind ein Tabuthema, das jeden betrifft, über das jedoch niemand so gern spricht
Wenn Luft den Körper über den Darm verlässt und dabei auch noch unangenehm riecht, ist das den meisten Menschen sehr peinlich. Zumeist sind Blähungen zwar unangenehm, allerdings steckt nur in vergleichsweise seltenen Fällen eine ernsthafte Krankheit dahinter.
Wie entstehen Blähungen?
Beim Essen verschluckt jeder Mensch ein wenig Luft. Das tun bereits Babys und jeder kennt das "Bäuerchen", mit dem diese Luft wieder aus dem kleinen Körper entweicht. Luft, die bereits in den Dickdarm gelangt ist, entweicht dagegen als "Pups". Viele Gase bildet der Darm auch selbst. So fällt bei der Verdauung jede Menge Kohlendioxid an, welches zusammen mit den Kohlehydraten und Ballaststoffen in den Dickdarm gelangt und dort mittels Bakterien vergärt. Zurück bleibt neben den festen Bestandteilen ein gasförmiger Mix aus Kohlendioxid, Methan, Stickstoff, Schwefel, Ammoniak und anderen Gärprodukten, die sich ihren Weg durch den Darm und schließlich den After, aus dem Körper heraus suchen.Einige Speisen sind dafür bekannt, besonders starke Blähungen zu verursachen, wie
- ballaststoffreiche Gemüsesorten, z.B. Kohl, grüne Bohnen oder Rettich
- Hülsenfrüchte, wie Linsen, weiße Bohnen und Erbsen
- pektinhaltiges Obst, wie Äpfel oder Birnen
- kohlensäurehaltige Getränke
Wie viel ist normal?
Die international gebräuchliche Bezeichnung für die Darm-Gase lautet Flatus. Bei mehreren aufeinanderfolgenden Winden sprechen Wissenschaftler von Flatulenz. Doch wie viel ist normal? Laut Experten für Magen-Darm-Krankheiten (Gastroenterologen) liegt die durchschnittliche Zahl von abgehenden Winden bei einem gesunden Menschen bei etwa 10 bis 15 pro Tag. Manche davon unbemerkt, andere wiederum hörbar oder von einem übel riechenden Aroma begleitet.Wann zum Arzt?
Blähungen, die hauptsächlich auf ballaststoffreicher Kost basieren, sind zwar belastend aber harmlos. Oft hilft schon eine kleine Umstellung bezüglich der Ernährungsgewohnheiten und alles ist wieder im Lot. Kommt es jedoch häufig zu weiteren Beschwerden, wie:- Bauchschmerzen
- Atemnot
- heftiges Rumoren
- ein Gefühl, als sei etwas im Bauch "eingeklemmt"
- Verstopfung oder Durchfall
Weitere Ursachen für Blähungen auf einen Blick:
- extrem ballaststoffreiche Ernährung, wie sie beispielsweise Naturkostler praktizieren
- Zuckeraustauschstoffe, wie Sorbit oder Xylit
- Lebensmittelunverträglichkeiten, wie beispielsweise Laktose- oder Fruktoseintoleranz
- gestörte Fettverdauung infolge einer bakteriellen Infektion
- Glutenunverträglichkeit (Zöliakie)
- Reizdarm
- Dickdarmkrebs
- psychische Faktoren, wie Angst oder Stress
- Nebenwirkungen bestimmter Medikamente
Therapie
Liegt der Flatulenz eine ernsthafte Erkrankung zugrunde, wird der Arzt nach gründlicher Abklärung natürlich entsprechende Behandlungsschritte einleiten. Neben den medizinischen Maßnahmen können dabei zusätzlich spezielle Diäten oder die Verabreichung von Vitaminen oder Enzymen eine Rolle spielen. Sobald die Therapie greift, bessern sich, zusammen mit den anderen Beschwerden in der Regel auch die übermäßigen Blähungen.Normalerweise ist jedoch keine besondere Therapie erforderlich. Als erste Maßnahme sollten Betroffene ihren Lebensstil überprüfen. Manchmal wirken schon kleine Veränderungen Wunder, wie etwa der Verzicht auf weniger gut verträgliche Speisen oder zu üppige Mahlzeiten. Auch regelmäßige Bewegung, vor allem moderat betriebener Ausdauersport, entlastet den Darm spürbar.
Weitere Maßnahmen zur Selbsthilfe:
- ausreichend Flüssigkeit hält den Darm in Schwung. Besonders empfehlenswert sind Kräutertees aus Fenchel, Anis, Kümmel und Pfefferminz.
- kohlensäurehaltige Limonaden oder Mineralwässer sind hingegen zu meiden
- Diät- und Lightprodukte, die Zuckeraustauschstoffe beinhalten, sollten von der Einkaufsliste konsequent gestrichen werden
- statt großer Mahlzeiten, lieber mehrere kleine Portionen essen
- Ruhe beim Essen und gründliches Kauen helfen bei der Verdauung und lassen Blähungen bestenfalls erst gar nicht entstehen.
Hilfe aus der Apotheke
Neben den genannten Heilkräutern wirken auch Tropfen mit Kümmel- und Pfefferminzöl krampflösend. Kurzfristig können auch sogenannte Entschäumungspräparate gute Dienste gegen akute Blähungen leisten, indem sie die überflüssige Luft binden und damit den Darm entlasten.Ballaststoffreich essen: ja oder nein?
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt den Verzehr von mindestens 30 Gramm Ballaststoffen täglich. Diese Menge entspricht in etwa fünf Handvoll Obst und Gemüse. Diese Empfehlung basiert auf wissenschaftlichen Untersuchungen, wonach Menschen, die viel Gemüse und Obst essen seltener von Bluthochdruck, Herzinfarkt, Übergewicht, Diabetes oder Krebs (vor allem Darmkrebs), also den sogenannten Zivilisationskrankheiten, betroffen sind.Das Problem: Vor allem Personen, die aufgrund ärztlicher Empfehlung oder aus eigenem Antrieb ihre Ernährung auf gesunde Kost umstellen, neigen anfangs verstärkt zu Blähungen. Der Magen rebelliert vorzugsweise bei Rohkostsalaten, Kohlgemüse, Zwiebeln und Vollkornprodukten. Deshalb ist es empfehlenswert, behutsam vorzugehen, auszuprobieren und stark blähende Kost durch andere frische, ballaststoffreiche Lebensmittel zu ersetzen.
Außerdem sollte jeder auf die ausreichende Zufuhr von Flüssigkeit achten. Als Faustregel gelten durchschnittlich zwei Liter pro Tag. Bei Hitze oder sportlicher Betätigung entsprechend mehr. Empfehlenswert sind hier ungesüßte Kräutertees, die gleichzeitig helfen, Blähungen vorzubeugen, stilles Mineralwasser oder Saftschorlen ohne Kohlensäure.
- Blähungen kennt jeder, sie sind zwar unangenehm, jedoch zumeist harmlos.
- Bei besonders starken Beschwerden oder zusätzlichen Symptomen empfiehlt sich zwecks Ausschluss einer ernsthaften Erkrankung ein Arztbesuch.
- Manche Lebensmittel verursachen aufgrund ihrer Nährstoffzusammensetzung besonders starke Blähungen. Hier hilft ausprobieren und gegebenenfalls ersetzen am besten.
Quellen und weiterführende Links:
Foto: © UBER IMAGES / fotolia
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