André Pollmächer: Kein Leistungsanspruch mehr

28.10.2011 von Rebecca Goldbach

Frankfurt. Wenige Tage vor dem Frankfurt Marathon 2011 klagt der deutsche Langstreckenläufer über Missstände in der deutschen Langstreckenlaufszene.

In einem Interview mit dem „Spiegel“ erklärte der 28-jährige, der Mangel an deutschen Läufern in den vorderen Reihen der internationalen Wettbewerbe sei eine Folge des fehlenden Systems. „Jeder Verein, jeder Trainer meint, er müsse seine Weltmeister selbst entwickeln. Deutschland hat unzählige Laufzentren und in vielen gibt es talentierte Läufer. Aber anstatt dass diese Talente in ein paar wenigen Leistungszentren als Gruppe zusammen trainieren und voneinander profitieren, läuft jeder nur so vor sich hin.“, so der momentan schnellste deutsche Marathonläufer.
Der zweite Grund ist für ihn der mangelnde Leistungsanspruch an die Läufer: „Laufen ist knallharte Arbeit, Konzentration bis ins letzte Detail. Wenn ich trotzdem Zeit habe für irgendwelche Scheinaktivitäten, mache ich mir vielleicht einen Namen und kann mich gut verkaufen - aber Leistung erziele ich keine. Und in den Verbänden ist dann niemand da, der mal auf den Tisch haut und sagt: So geht es nicht.“

Auch hält er die deutschen Athleten für zu bequem um beispielsweise an die Goldmedaille von Waldemar Cierpinski 1976 in Montreal heranzureichen. Völlig aufgegeben habe er seine Kollegen aber noch nicht. „Ich habe festgestellt, dass es inzwischen wieder einige jüngere Läufer gibt, die ihren Sport ernsthafter betreiben.“
Pollmächer wird am Sonntag in Frankfurt antreten, um die Qualifikation für Olympia 2012 in London zu schaffen. Dafür darf er höchstens eine Zeit von 02:12:00 Stunden laufen.